25.07.2018 Geballte Kompetenz für komplexes Großprojekt

In Kirchdorf an der Iller hatte es zuletzt stellenweise immer wieder Hochwasser gegeben. Das lag zum einen daran, dass es in dem Ort keine natürliche Vorflut in Form von Bächen und Seen gibt, in die bei Starkregen Wasser abgeleitet werden kann. Zum anderen ist der örtliche Mischwasserkanal für die wachsende Gemeinde in Baden-Württemberg inzwischen zu klein geworden. Die neue Rohrleitung soll Kirchdorf nun fit für die Zukunft machen, indem sie das bestehende Mischwassersystem entlastet. Die neue Leitung verläuft zwischen dem Ortsrand und der Kläranlage der Gemeinde parallel zum bereits vorhandenen System und wird als Stauraumkanal angelegt. Das bestehende Mischwassersystem wird an zwei Stellen mit Überlaufschwellen versehen. Sobald diese überstaut werden, fließt das überschüssige Wasser in den neuen Kanal, wird dort zwischengespeichert und später wieder nach und nach über den bestehenden Düker unter dem Illerkanal in die Iller abgeleitet.

Schachtbauwerke mit Überlauffunktion

Im ersten Bauabschnitt realisierte die Max Wild GmbH bereits die Rohrtrasse zwischen der Autobahn A7 und dem Ortsrand von Kirchdorf an der Iller. In offener Bauweise verlegten die Tiefbauspezialisten mit ihren 26 und 40 t schweren Baggern die neuen Stahlbetonrohre DN1400. Unter laufendem Betrieb wurde anschließend in einem Wohngebiet ein Teil des bestehenden Mischwassernetzes erneuert und dabei auch vergrößert. Das Kanalnetz war hier zuletzt bei Starkregen häufig übergelaufen und neu erschlossene Grundstücke werden es künftig noch stärker belasten. Um also die Wasseraufnahmekapazität des 76 m langen Abschnitts zu vergrößern, wurden die bisherigen Rohre DN800 durch Rohre mit einem Innendurchmesser von 1.200 mm ersetzt. Diese Arbeiten im Bestand erforderten einen umfangreichen Umbau von Gas und Wasserleitungen. Diese wurden im Vorfeld der Kanalarbeiten verlegt und eine Notversorgung für die Anwohner aufgebaut. Anschließend an den nun folgenden Kanalbau wurden Gas und Wasserleitung in den betroffenen Bereichen erneuert, und bei Erfordernis auch neue Hausanschlüsse hergestellt. Im Zuge dieser Maßnahmen verlegte die Max Wild GmbH auch Leerrohrbündel, sogenannte Speedpipes für den späteren Breitbandausbau, und die entsprechenden Hausanschlüsse. Die Gemeinde Kirchdorf ist so für die Zukunft gerüstet, und die Anwohner profitierten durch eine minimale Beeinträchtigung durch die Baustelle, da alle Arbeiten in einem Zuge von einem Komplettanbieter geleistet wurden.

Daneben errichteten die Spezialisten aus Berkheim auf der Trasse zwischen Autobahn und Kirchdorf an der Iller auch zwei große Schachtbauwerke. Deise bestehen aus Transportgründen jeweils aus zwei Fertigteilen von 36to bis 40to und entsprechenden Abdeckplatten und wurden auf der Baustelle mit Autokranen in die Baugruben eingehoben und passgenau zusammengefügt. Der Schacht „Heuweg“ liegt am Rande des Wohngebietes. Er weist ein durchgehendes Gerinne auf, neben dem sich eine Tauchwand und die Überlaufschwelle zum neuen Kanal befinden. Das zweite Schachtbauwerk mit dem Namen „Bilze“, durch das die neue Rohrleitung und der bestehende Kanal parallel verlaufen, ist neben einer Tauchwand und der Überlaufschwelle mit einer Rückstauklappe ausgestattet. Mit ihr kann der Überlauf in die neue Leitung gesteuert und gegebenenfalls unterbunden werden. Die Herausforderung bestand darin, die Schächte im laufenden Betrieb des Mischwassersystems zu versetzen und die Rohre schnellstmöglich einzubinden um beim nächsten Niederschlag gerüstet zu sein. Hierzu war nicht nur das Abpassen eines geeigneten Wetterfensters notwendig, auch die Logistik der Bauarbeiten, Fertigteiltransporten, Autokraneinsäten und Betonarbeiten beim Einbinden musste passen.

Weiterer Pluspunkt der neuen Schachtbauwerke zwischen Autobahn A7 und Kirchdorf an der Iller: Tauchwände sorgen dafür, dass Treibgut und Schwimmstoffe zurückgehalten werden und nicht in den neuen Kanal gelangen. Dadurch und durch die Umstellung auf ein Trennsystem in den neueren und den zukünftigen Baugebieten, bei denen Schmutzwasser in den Bestandskanal und Regenwasser getrennt in den neuen Stauraumkanal eingeleitet werden, ist das Wasser darin wesentlich sauberer als im Mischwassersystem und könnte unmittelbar in die Iller geleitet werden.

Bis auf weiteres nimmt aber auch das Wasser aus der neuen Leitung den Weg über die Kirchdorfer Kläranlage und wird von dort durch einen Düker unter dem Illerkanal hindurch in die Iller eingeleitet. Eine direkte Verbindung zu der natürlichen Vorflut ist bislang nicht ausgeschrieben. Im Rahmen des aktuellen Großprojekts schafft Max Wild aber bereits die baulichen Voraussetzungen, um einen zweiten Düker schnell und effizient anschließen zu können. Hierzu wurde vor dem Zulauf zur Kläranlage ein großes 5-eckiges Schachtbauwerk in Ortbeton-Bauweise hergestellt. In diesem befindet sich bereits ein Abzweig der an einen neuen Düker angeschlossen werden kann. Dieser Schacht erforderte aufgrund der Tiefe von ca. 5m unter GOK und des höher liegenden Grundwasserspiegels im Illerkies eine mit Spundwänden verbaute und ausgesteifte  Baugrube. Auch für solche Einsätze ist die Max Wild GmbH durch die Verwendung von Anbau-Rammgeräten an die großen Bagger gerüstet. Die entsprechende Wasserhaltung in der Baugrube wurde über Absetzbecken und Leitungen mit Durchflussmessung betrieben, um so möglichst sauberes Wasser und auch nur in der genehmigten Menge in die Iller einzuleiten.

Unterquerung der Autobahn A7

Eine große Herausforderung bei diesem Projekt wartete auf die Tiefbauprofis bei der Unterquerung der Bundesautobahn A7. Der auch hier anstehende Untergrund aus Illerkies in Kombination mit zu erwartendem Grundwasser war für eine Bohrung denkbar ungeeignet.

Die ausgeschriebene Bohrung mit einer bemannten Teilschnitt-Vortriebsmaschine herzustellen wäre aufgrund dieser Gegebenheiten zu riskant gewesen. So wurde in Abstimmung mit Auftraggeber, Ingenieurbüros und Behörden das Verfahren für diesen zweiten Bauabschnitt auf eine Vollschnitt-Vortriebsmaschine geändert. Diese Leistung wurde von der Max Wild GmbH in Zusammenarbeit mit Spezialisten von VT-Vortriebstechnik aus Antiesenhofen/Österreich ausgeführt. Hierbei kam ein etwa 17to schwerer Bohrkopf der Fa. Herrenknecht  für das 60m lange Teilstück im Bereich der Autobahn zum Einsatz.

Um möglichst viele Risiken bei der Bohrung zu minimieren wurden im Vorfeld auf der der dafür gesperrten Autobahn Georadaruntersuchungen durchgeführt. Hierbei dringen elektromagnetische Impulse in  den Boden ein und werden von Hindernissen und Schichtgrenzen unterschiedlich reflektiert. Somit kann man metallische Hindernisse, Findlinge im Kies und den Schichtenverlauf im Untergrund visualisieren und daraus Rückschlüsse ziehen. Unter der A7 wurden zwar weder Metalle noch große Findlinge gefunden, die unüberwindbare Hindernisse für die Bohrung darstellten, doch schon das Illerkies brachte zwei problematische Eigenschaften mit sich: Zum einen ist es eben sehr wasserdurchlässig, zum anderen rutscht es in der Regel nach, wenn Hohlräume im Boden entstehen. Gefährlich ist das besonders bei Tunnel unter Autobahnen – zumal die A7 während der gesamten Maßnahme regulär befahren werden sollte. Durch die Wahl des Microtunneling im Vollschnittverfahren, bei dem die Vortriebsmaschine und die Stahlbetonrohre von der Startgrube aus mit Hydraulikzylindern in den Untergrund gepresst werden, und somit die Ortsbrust ständig unter Druck ist, besteht nur noch ein minimales Risiko, dass Kies nachrutscht. Zusätzlich ist der Bohrkanal hydraulisch durch eine Bentonitsuspension gestützt, über die auch der Abraum aus dem Tunnel gefördert wird. So frisst sich die Bohrmaschine, über einen Laser gesteuert, langsam unter der Autobahn hindurch.

Der Überschnitt, also der Spalt zwischen dem 1,75m im Durchmesser großen Schneidrad der Bohrmaschine gegenüber dem Stahlbetonrohr mit einem Außendurchmesser von 1,72m wurde nach Erreichen der Endlage der Rohre verdämmt. Die Bentonitsuspension, die diesen Spalt bisher gestützt und zur Verringerung der Mantelreibung geschmiert hatte, wurde durch Zemententsuspension ersetzt und sichert so nach dem Erhärten das Kies langfristig gegen Nachrutschen.

Zur Überprüfung, dass sich keine Setzungen im Bereich der Autobahn durch den Tunnelvortrieb ergeben wurde die Fahrbahndecke der Autobahn vor- und nach den Bohrarbeiten genauestens vermessen. Auch hier konnte das Unternehmen durch das breit gefächerte Leistungsspektrum profitieren. Die notwendigen Sperrungen der Autobahn für Vermessung wurden im Hause Max Wild durch die Abteilung Schutzplankenbau ausgeführt.

Diese hatten zuvor zur Verkehrssicherung der Autobahn und zur Sicherung der Mitarbeiter an der Bohrung, je 220m Schutzplanken auf beiden Seiten der Autobahn aufgebaut.

Spüleinrichtungen für die Sauberkeit im Kanal

Im dritten und letzten Bauabschnitt, der momentan umgesetzt wird, werden nicht nur die restlichen Stahlbetonrohre DN1400 durch die Max Wild GmbH ausgeführt, sondern auch Vorbereitungen für die Technische Ausrüstung des Kanalsystems getroffen.

So werden nun aus der Bestandsleitung des Mischwassersystems an drei Stellen Rohre ausgebaut und durch Schachtbauwerke ersetzt. Diese  Schächte werden mit hydraulisch gesteuerten Spülschützen ausgestattet. Hintergrund dieser technischen Ausstattung ist folgende: Der Mischwasserkanal ist als Freispiegelkanal mit einem minimalen Gefälle im °/oo-Bereich verlegt. Dank der neuen hydraulisch gesteuerten Spülschütze kann das Mischwasser aufgestaut werden um so eine Spülstoß zu erzeugen, mit dem die Schmutzfracht in Richtung Kläranlage abtransportiert wird. Die Kabel zur Stromversorgung der Spülschütze und für Messtechnik sowie Datenkabel zur Übertragung der Messungen zur Steuerzentrale in der Kläranlagen werden von den Tiefbauprofis gleich mit verlegt. Hierzu ist im Bereich der Autobahn eine weitere Bohrung für ein Kabelleerrohr erforderlich. Diese wird von der Abteilung Horizontalbortechnik bei Max Wild  im HDD-Verfahren ausgeführt.

Bei Projekten wie diesen kommt es auf das Know-how des ausführenden Unternehmens an. Denn Arbeiten an in Betrieb befindlichen Anlagen bergen immer auch ein großes Risiko, da das bestehende System jeder Zeit funktionieren muss, und oft nur ein minimales Zeitfenster zur Umsetzung eines Leistungsabschnittes bleibt. Um solchen Herausforderungen zu meistern, setzt die Max Wild GmbH auf ein kompetentes Team, das auf jahrzehntelange Praxiserfahrung im Rohrleitungsbau zurückblicken kann. Bei dem Millionenprojekt in Kirchdorf an der Iller sind deshalb ständig zwischen fünf  und acht Mitarbeiter in der Stammkolonne im Einsatz, die teilweise seit über 30 Jahren für das Familienunternehmen tätig sind. Und das zahlt sich aus: Denn als es während der offenen Rohrverlegung im ersten Bauabschnitt mehrmals regnete, reagierten die erfahrenen Max Wild-Mitarbeiter schnell und errichteten an einem Wochenende ein Provisorium, um das Wasser ableiten zu können. Neben dem guten Zusammenspiel mit den zuständigen Ingenieuren, dem Bauleiter und dem Polier  der Baustelle, tragen also vor allem die Flexibilität, die Kreativität und die Fachkompetenz aller Mitarbeiter zum Erfolg des komplexen Großprojektes in Kirchdorf bei.

Voraussetzung für Effizienz und Qualität auf der Baustelle ist aber auch die Arbeitssicherheit, auf die der Tiefbauspezialist aus Berkheim besonderes Augenmerk legt. So werden die Mitarbeiter von Max Wild nicht nur verpflichtend einmal im Jahr zu diesem Thema geschult. Für jede Baustelle wird auch ein eigenes Sicherheitskonzept vom Bauleiter ausgearbeitet. Für die Verlegung der Stahlrohre DN1400 in Kirchdorf sah das zum Beispiel die richtige Absturzsicherung in den Schachtbauwerken vor oder auch besondere Hinweise zur Hygiene bei Arbeiten im Mischwassersystem. Zum Konzept gehörte darüber hinaus, Schutzplanken über jeweils 220 m an beiden Autobahnseiten anzubringen. Das gewährleistete nicht nur die Sicherheit der Bauarbeiter, sondern auch der Verkehrsteilnehmer.

Max Wild präsentiert sich als Komplettanbieter

Ohnehin präsentierte sich das Unternehmen in Kirchdorf an der Iller einmal mehr als Komplettanbieter, der die Baustelle ganzheitlich betrachtet. Neben dem Tiebau/Erdbau, dem Rohrleitungsbau, dem Schutzplankenbau und der eigenen Vermessungsabteilung, war bei dem Großprojekt auch das Know-how der Spezialisten aus dem Anwendungsbereich Flächenrecycling gefragt. So wurden die Kanal- und Leitungsgräben, sowie die Baugruben die die in offener Bauweise entstanden sind, ressourcenschonend mit aufbereitetem Kies als Baustoff wieder aufgefüllt. Direkt vor Ort hat die Max Wild GmbH den Aushub recycelt und den kiesigen Boden bis zur benötigten Körnung abgesiebt, wodurch mehrere tausend Tonnen frisches Kies und die entsprechenden Transporte per LKW eingespart werden konnten. Außerdem kümmerte sich das schwäbische Unternehmen um die Entsorgung der Bohrspülung, die beim den Bohrarbeiten mit Horizontalbohrtechnik und Microtunneling entstand, und beförderte diese mit seinen speziellen Fahrzeugen zur hauseigenen Baustoffdeponie.

Auch wird Max Wild den Lärmschutzwall an der Autobahn A7 mit dem durch die Rohrleitung verdrängten Aushub fertig bauen. Eine Lücke war dort bislang für das Projekt freigehalten worden.

Vom breiten und eng miteinander verzahnten Leistungsspektrum der Max Wild GmbH profitiert vor allem der Auftraggeber. Denn zum einen halten sich bei der Zusammenarbeit mit dem Komplettanbieter die Projektkosten im Rahmen und zum anderen ergeben sich auch bei der Umsetzung diverse Vorteile. Sollte es in einem Teilbereich etwa zu unvorhergesehenen Problemen und Verzögerungen kommen, kann das Unternehmen schnell reagieren und andere Bauabschnitte notfalls vorziehen. Max Wild stellt so sicher, dass das Gesamtprojekt nicht ins Stocken gerät, sondern auch bei Problemen weiterläuft und möglichst im geplanten Zeitrahmen fertiggestellt wird.